Mikrogeographie auf amtlicher Basis
Die neue Dimension statistischer Daten
In der amtlichen Statistik liegen flächendeckende, aktuelle Daten fast ausschließlich nur bis auf Gemeindeebene (AGS8) vor. Der Bedarf an feinräumigeren, bundesweit verfügbaren intrakommunalen, statistischen Daten ist aber nach wie vor ungebrochen (Beispiel Breitbandausbau).
Die Herausforderung besteht nun darin, statistische Daten in feinräumigere Gebiete oder Orte (z.B. Hot-Spots), die unterhalb der Gemeinde liegen, schätzen zu können. Dafür wiederum wird ein einheitliches amtliches, intrakommunales Gliederungssystem benötigt, das auch die kleinste Raumebene, die postalische Adresse, miteinschließt. Das ist die Voraussetzung für den Einsatz des aktuell präzisesten Schätzverfahrens, der Small Area Methoden.
Dank EU-weiter Bestrebungen, amtliche Geodaten „für alle“ zugänglich zu machen, konnte infas 360 schon 2014 erstmals bundesweit ein solches durchgängiges postalisch-amtliches Gliederungssystem (PAGS) implementieren. Dieses wird seitdem jährlich erneuert, aktualisiert und verbessert. Zentrale Bausteine unterhalb der Gliederungsebene der Gemeinden stellen in PAGS die flächendeckenden Gemarkungen (amtliche Ortsteile, 2. Raumebene), die amtlichen Siedlungsblöcke (3. Raumebene) sowie die postalisch-amtlichen Gebäudeadressen (4. Raumebene) dar. Neben den amtlichen Geostrukturen werden aber auch weitere amtliche Marktdaten – soweit verfügbar – für alle Ebenen gesammelt. So können die Berechnungen mit den Small Area Methoden noch einmal verbessert werden.
Zentraler Raum-und Datenbaustein im PAGS sind die amtlichen Gebäudeadressen, die mit den amtlichen 3D-Gebäudedaten (LOD1) verschnitten werden. In der Summe stellen diese eine amtliche Gebäudedatenbank mit zahlreichen Basismerkmalen (z. B. Gebäudegrundfläche, Höhe, Volumen, Wohnfläche, Gebäudetyp, Gebäudenutzung etc.) dar, in der jede Adresse eindeutig einem jeweiligen Siedlungsblock zugeordnet ist, der wiederum eindeutig in einer Gemarkung liegt. Die amtlich-abgeleitete Gebäudedatenbank wird nun eingesetzt, um über geo-statistische Schätzverfahren Daten z. B. aus der amtlichen Statistik auf den jeweiligen feinen Zielebenen zu generieren (z.B. Einwohner- und Haushaltszahl auf Adressebene, Ausländeranteile auf Siedlungsblockebene usw.).
Siehe dazu auch den Vortrag
gehalten auf dem 28. Wissenschaftlichen Kolloquium von DESTATIS
gemeinsam mit der Deutschen Statistischen Gesellschaft am 14. und 15. November 2019 in Bonn zum Thema: Potentiale und Anwendungen georeferenzierter Daten