Erstmals Nutzung von Home-Office regionalisiert

Belastbare Daten zur Homeoffice-Nutzung für Landkreise und kreisfreie Städte gab es bislang nicht. Auf Basis einer gemeinsamen Befragung im Frühjahr 2021 von infas und infas 360 wurde nun erstmals der Anteil Homeoffice regionalisiert.

Autorin: Bea Nolte, Bild: Jacky-Chiu, Unsplash

Die neuartige Kombination aus zwei Befragungen macht es möglich, kosteneffizient über 12.000 Fälle zu generieren, die dann mittels des innovativen Verfahrens aus „Blended Calibration“ und unter Einbindung mikrogeographischer Daten auf die 401 Kreise geschätzt werden können. Im Ergebnis liegt so erstmals der Anteil der Home-Office-Nutzung für den März 2021 vor. Er stellt u.a. eine zentrale Kennziffer zur Messung der Corona-Maßnahme „Home-Office-Pflicht“ und deren Effektivität im Kampf gegen den Virus dar.

Die Methodik der Blended Calibration

Da infas und infas 360 gleiche Fragen zum Erwerbsstatus und zur Homeoffice-Nutzung in ihren Befragungen gestellt haben, lässt sich durch Zusammenführung und Kalibrierung der Samples zunächst eine repräsentative Abschätzung der Homeoffice-Quote auf Bundeslandebene erzielen. Zur Generierung des Gesamtsamples wurden die bevölkerungsrepräsentativen zufallsbasierten Februar- und März-Samples aus den Dual-Frame-Telefoninterviews von infas mit jeweils 600 Erwerb-stätigen sowie das Non-Probability-Sample aus der regional quotierten Online-Befragung von infas 360 mit 7.000 Erwerbstätigen herangezogen. Durch die Gewichtung der Befragungsdaten über sozio-ökonomische und regionale Merkmale sowie über Nutzungshäufigkeiten von Telekommunikationsgeräten und sozialen Medien erhält man ein „Blended Sample“ mit Informationen zu rund 8.000 erwerbstätigen Personen ab 18 Jahren, das erwartungstreue Schätzer liefert. Im Ergebnis steht ein repräsentativer Homeoffice-Anteil je Bundesland zur Verfügung, der wiederum die Basis für eine weitere feinräumigere Regionalisierung bildet. 

Die Regionalisierung

Die Berechnung der Homeoffice-Nutzung auf Kreisebene erfolgt über ein multivariates Schätzmodell. Hierfür wird die Online-Stichprobe über die geocodierten Wohnadressen der Befragten, die diese im Rahmen der Befragung freiwillig angeben, mit mikrogeographischen Merkmalen aus der infas 360 Datenbank angereichert. Das Portfolio von infas 360 umfasst Daten zu allen 23 Mio. Adressen in Deutschland und beinhaltet Informationen auf verschiedenen räumlichen Ebenen, von der Adresse selbst, wie z.B. dem Gebäudetypen oder der Wohnfläche, über den Siedlungsblock und den Ortsteil bis hin zu den politisch-administrativen Ebenen der Gemeinden und Kreise mit Kennziffern aus überwiegend amtlicher Quelle. 

Über die angereicherten Merkmale wird für die aus der Frage „Ich arbeite ganz oder überwiegend von zu Hause aus (im Home-Office) – ja/nein“ generierte binäre Variable (6.379 Echtfälle) ein logistisches Regressionsmodell aufgestellt und anschließend bundesweit und flächendeckend auf alle 19 Mio. Adressen mit Privathaushalten übertragen. In das Modell eingeflossen sind neben sozio-demographischen Kennziffern und Siedlungsstrukturmerkmalen insbesondere Informationen zur Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur mit primärem Fokus auf die regionale Verteilung von Unternehmen und Erwerbstätigen nach Branchen.

Das Analyseergebnis und deren adressgenaue Schätzung

Einen signifikanten positiven Effekt auf Heimarbeit haben u.a. der Anteil einkommensstarker Haushalte und der Anteil Männer im Siedlungsblock, der Bildungsabschluss und Haushalte mit Kindern im Ortsteil sowie Großstädte und Pendler über Kreisgrenzen. Ein negativer Homeoffice-Effekt ergibt sich mit dem Migrationsanteil im Siedlungsblock und auf Kreisebene dem Anteil der Erwerbstätigen bzw. Unternehmen in den Branchen Handel, Landwirtschaft, Produzierendes Gewerbe sowie (öffentliche) Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit. Ebenfalls als unabhängige Variablen eingeflossen sind die Baujahrsklasse eines Gebäudes und als Zentralitätsmaß die Ortslage innerhalb einer Gemeinde. Das Resultat der kleinräumigen Schätzung ist für jede Privatadresse eine Wahrscheinlichkeit, im Home-Office zu arbeiten (Small Area Schätzverfahren). Die Schätzwerte werden anschließend über die von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Zahlen der zivilen Erwerbstätigen auf die Zielebene der Kreise aggregiert und an der erhobenen Homeoffice-Quote je Bundesland geeicht. Damit liegen Schätzungen zum aktuellen Homeoffice-Ist für alle 401 Landkreise und kreisfreien Städte vor. 

Sie haben fragen zur Regionalisierung oder der Nutzung von Home-Office, dann kontaktieren Sie unser Team unter consulting@infas360.de

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