Stadtklima im Wandel: Hitze trifft nicht alle gleich
Die Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland projiziert eine flächendeckende Zunahme von Hitzewellen vor allem für die urbanen Ballungsräume. Das Stadtklima ist also besonders im Wandel. Extrem heiße Sommerperioden in Deutschland führen dann zu einer Stressbelastung der Bevölkerung. Diese wird mit einer höheren Sterblichkeit vulnerabler Gruppen in Verbindung gebracht (vgl. auch Hitzebedingte Sterblichkeit in Berlin und Brandenburg). Erstmals hat eine interdisziplinäre Task Force bestehend aus der ZEIT ONLINE, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und infas 360 die Hitzeinseln für 15 Städte in Deutschland extrem feinräumig mit sozio-demographischen Daten kombiniert, analysiert und visualisiert. Im Ergebnis zeigen sich deutliche Unterschiede.
Wer ist besonders betroffen bei Hitze? Das Vorgehen.
Um das Stadtklima im Wandel und dessen Auswirkungen bewerten zu können, hat das DLR die Klimadaten für 15 deutsche Großstädte wie beispielsweise Berlin, Bremen, Duisburg und Essen mit einer Granularität von 30×30 Meter-Pixeln zur Verfügung gestellt. Ein Pixel enthält die mittlere Temperatur über die Sommermonate Juni bis August hinweg für die Jahre 2013 bis 2022. Es handelt sich dabei um die dort per Satellit gemessene Oberflächentemperatur, die sich von der beim Wetter üblich angegebenen Lufttemperatur nochmal deutlich unterscheidet. Diese Daten werden dann mit mikrogeographischen Daten der infas 360 kombiniert. Dazu zählten in dem Projekt siedlungsblockgenaue Daten (siehe Beispielkarte Essen) wie beispielsweise die Bebauungsdichte, Kaufkraft, Altersgruppen und Migrationsanteile sowie gebäudeexakte Daten wie beispielsweise Seniorenheime, Schulen und Kindergärten.
Hitzeinseln und Kaufkraft am Beispiel Essen
So ungleich schlägt die Hitze zu! Das Ergebnis.
Die Ergebnisse für 15 Städte hat ZEIT ONLINE nun in einem ausführlichen Artikel veröffentlicht. Stadtklima: So verschärft Hitze die Ungleichheit in deutschen Städten | ZEIT ONLINE. So viel kann vorweg genommen werden: Nicht in allen Städten trifft es die Bevölkerung gleich.
Und wieder eine Lücke in den Daten. Ein Ausblick.
In den Städten ist es aufgrund des höheren Versieglungsgrad und der dichteren Bebauung heißer als auf dem Land, so das Ergebnis zahlreicher Untersuchungen. Wenn man aber beispielsweise die Anteile der Sterbefälle in den Sommermonaten 2014 bis 2022 zwischen Städten (orange) und Landkreisen (blau) vergleicht, dann schwanken diese
- ohnehin nur zwischen 15,1% und 16,6% und
- weisen die Landkreise in Summe höhere Anteile auf (vgl. nachfolgende Graphik, Quelle: IT.NRW).
Eine schnelle Erklärung: Die Bevölkerung auf dem Land ist älter als in den Städten. Die Herausforderung liegt aber in der Todesursachenstatistik, denn nur einen Zusammenhang zwischen höheren Temperaturen bzw. Hitzeinseln und höherer Sterblichkeit zu finden, reicht nicht aus, um Maßnahmen für städtische Hitzeaktionspläne herzuleiten. Und dafür benötigt man detaillierte, regionalisierte bis hin zu lokalen Daten über Todesursachen, die in dieser Form so nicht vorliegen.
Data Science Summit für Städte & Kommunen
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