In Zeiten von Fake News

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ODER: Traue keiner Zahl, die Du nicht hinterfragen und verstehen kannst

Mitte Januar erschienen auf diversen Nachrichtenplattformen neue Zahlen über das Interesse der Deutschen an der Elektromobilität. Gleich die erste Zahl verursachte ein Gedankenstolpern. Demnach seien Zwei Drittel der Bundesbürger (66%) an Elektroautos interessiert“. Das klingt erstmal außerordentlich viel. Befragt wurden angeblich über 1.000 Verbraucher ab 14 Jahren mit Internetanschluss zu einer Vielzahl an Trendprodukten und Trendtechnologien.

Nun gut. Was heißt schon „sich interessieren“? Ein sehr dehnbarer Begriff. So dehnbar scheinbar, dass eine weitere Quelle im Internet die Zahl mit 55% beziffert. Das ist immer noch mehr als jeder Zweite. Und hier ist noch eine dritte Zahl: Der CASA Monitor Automotive von infas 360 hat eine Zahl von 41,5% ermittelt. Befragt wurden hier >10.000 Verbraucher ab 18 Jahre.

66%, 55%, 41,5% – Das sind auf den ersten Blick verwirrende Unterschiede bei einem der zentralen Zukunftsthemen für Politik und Wirtschaft. Aber welche Aussage stimmt denn nun?

Beleuchtet man die 66% näher, dann stellt sich heraus, dass diese aus einer Pressenachricht „zwei Drittel der Bundesbürger…“ resultiert. Auf der Webseite der Quelle erfährt man dann, dass es genau genommen 64% sind. Diese Zahl wiederum setzt sich ursprünglich zusammen aus den zwei überschneidungsfreien Antwortergruppen entweder „Finde ich interessant“ (44%) oder „Will mich (erst) weiter informieren“ (20%). Bezieht man sich nur auf die erste Gruppe, dann liegt die Abweichung zum CASA Monitor Automotive übrigens nur noch bei 2,5% (44% zu 41,5%) und könnte z. B. mit der unterschiedlich großen bzw. kleinen Stichprobe (1.000 zu 10.000) zu erklären sein. Es kann aber auch an der Fragestellung liegen, an den Zielgruppen (z. B. Alter ab 14 bzw. ab 18 Jahre) – oder es kann sich einfach um Zufall handeln.

Das Beispiel zeigt wie schwer die Einschätzung publizierter Zahlen schon für die Fachwelt manchmal ist. Für die Öffentlichkeit ist das in Zeiten von Informations-Overflow und gezielten Fake News oft noch viel schwieriger. Es empfiehlt sich grundsätzlich: Sensibel sein, kritisch bleiben, genauer hinschauen und immer wieder vergleichen. Manchmal genügt es schon, den gesunden Menschenverstand einzuschalten.

Sie benötigen weitere Kennzahlen oder wünschen die Überprüfung von Potenzialen, dann kontaktieren Sie uns unter Consulting@infas360.de. Der CASA-Monitor befragt fortlaufend ganzjährig in mehreren Wellen rund 30.000 Personen zu marketing-relevanten Einstellungen.

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